
Der Beginn
Um das Jahr 1119 (hierzu existieren unterschiedliche Quellen, die die Jahre 1118 bis 1120 nennen) schlossen sich in Jerusalem neun Ritter zusammen, um die Pilger auf den Straßen des Heiligen Landes, insbesondere auf dem Karawanenweg durch die Wüste zwischen Jaffa und Jerusalem vor Überfällen zu schützen.
Die ersten Mitglieder waren:
- Hugo von Payens
- Gottfried von Saint-Omer
- Archibald von Saint Amand
- Gottfried Bisol
- Payen von Montdidier
- Roland
- Gudfried
- Gundomar
- Andreas von Montbard

Zu diesem Zeitpunkt waren sie noch weit entfernt von der Gründung eines geistlichen Ordens. Erst am 16.01.1120 trugen sie auf dem Konzil von Nablus ihr Anliegen König Balduin II von Jerusalem vor und legten vor ihm einen Eid ab, mit dem sie ihr Leben dem Schutz der Pilger weihten. Gleichzeitig unterwarfen sie sich den Regeln des heiligen Benedikt zu Armut, Keuschheit und Gehorsam.
Balduin II. überließ ihnen als Quartiere den Ostflügel des ehemaligen Königspalastes auf dem Tempelberg. Dieser stand wo einst der Tempel Salomons gestanden hatte. Hiervon leitete sich fortan ihre Bezeichnung ab, „Arme Brüder Christi vom Tempel Salomons zu Jerusalem“.
Auf dem Konzil am 13.01.1128 in Troyes, eine alte Bischofsstadt in der Champagne – Frankreich, trug Hugo von Payens die geplanten Ordensregeln vor. Trotz der Abweichungen von geläufigen Regelwerken für Orden, erteilte der Papst Honorius II. durch seinen Bevollmächtigten, Kardinal Matthias von Albano, den Tempelrittern die formelle Anerkennung als Orden. Ab diesem Zeitpunkt durften sie sich „Orden der armen Ritter Christi vom Tempel zu Jerusalem“ nennen.
Am 29.03.1139 veröffentlichte Papst Innozenz II. in seiner Bulle Omne datum optimum die endgültige Approbation des Orden und die damit verbundenen Privilegien, nämlich vollständige Souveränität gegenüber allen Bischöfen und Erzbischöfen sowie allen weltlichen Herrschern gegenüber. Sie unterstanden nur dem Papst. Diese Privilegien bedeuteten auch, dass sie selbst keine Steuern mehr entrichten mussten und im Gegenzug sogar selbst Steuern (den Zehnt) auf ihrem eigenen Land verlangen durften.
Aufgrund ihrer militärischer Erfolge und ihrem Ruf wurden die Tempelritter zu einer wichtigen Stütze des Königreichs Jerusalem. Die Meister des Ordens nahmen an den Versammlungen des Hofes teil und wurden bei allen wichtigen militärischen Entscheidungen vom König zurate gezogen.
Auch wirtschaftlich konnten die Templer große Erfolge verbuchen. Kleinere geschenkte Ländereien verkauften sie oder tauschten sie gegen Land in der Nähe ihrer größeren Besitztümern ein, so dass hierdurch die landwirtschaftlichen Betriebe effizienter arbeiten konnten. Der erwirtschafteten Gewinn führten die Komture an die zuständigen Provinzverwaltungen des Ordens ab, die es wiederum z.B. an „die Front“ nach Palästina weiterleitete, damit dort auf günstigeren Märkten Nachschub gekauft werden konnte.
Doch die Templer verdankten nicht nur großzügigen Spendern und ihrem wirtschaftlichen Talent, sondern auch dem Recht Steuern zu erheben den immensen Anstieg ihres Vermögens.
Hinzukam, dass viele Menschen ihr Geld und ihre Wertsachen bei den Tempelrittern zur Verwahrung hinterlegten, bevor sie sich auf Reisen begaben. Zunächst hatten die Templer hiermit nur Arbeit und keinen Nutzen. Doch irgendwann wuchsen diese Summen an und selbst Fürsten gingen dazu über die Staatsschätze bei ihnen unterzubringen. Dies nutzte der Orden zunächst, um das Geld gegen Zinsen zu verleihen. Doch dann revolutionierten sie den bestehenden Zahlungsverkehr, indem sie den Kreditbrief erfanden.
Man konnte fortan in einer der zahlreichen Niederlassungen Geld einzahlen, erhielt hierzu einen Kreditbrief und konnte anderswo gegen den Kreditbrief sein Geld wieder abheben. Das Geld war somit auf Reisen sicher. Die Templer erhielten für diese Transaktionen Gebühren.
Auch in der Vieh- und Pferdezucht waren die Tempelritter äußerst erfolgreich. Hierdurch wurde der eigene Bedarf an Pferden gedeckt und mit dem Verkauf von Wolle weitere Gewinne erwirtschaften.
Durch den vierten und fünften Kreuzzug war die Kreuzzugsidee im Bewusstsein der Bevölkerung schwer geschädigt worden, insbesondere das Verbot von Papst Gregor IX. an dem Kreuzzug teilzunehmen, erschütterte den Orden in seinen Grundmauern. Folglich kamen immer weniger Soldaten aus dem Abendland zur Verstärkung.
Bei der letzten Schlacht in Akkon verloren die Tempelritter die letzten Gebiete im heiligen Land und mussten sich daraufhin wieder in Richtung Mutterland – Frankreich – zurück orientieren.
Zu dieser Zeit gab es Auseinandersetzungen mit dem französischen König, Philipp IV. der Schöne, um die Machtpositionen der Kirche, repräsentiert durch Papst Clemens V.
Philipp IV. versuchte den Staatshaushalt mit sehr fragwürdigen Methoden auszubessern. Er scheute nicht davor zurück, sich beim Schatzmeister der Tempelritter ohne das Wissen des Großmeisters ein Darlehen in Höhe von 40.000 Goldgulden aufzunehmen, das er beabsichtigte nicht mehr zurück zu zahlen.
Der französische König wollte sich nicht nur das Vermögen der Tempelritter einverleiben, sondern auch verhindern, dass diese in Frankreich einen eigenen Ordensstaat gründen.
Papst Clemens V. erlangte seine Position mit der Unterstützung des französischen Königs, der fortan in seiner Schuld stand. Er verlangte von Clemens V. die Auflösung des Templerordens und die Überschreibung des gesamten Vermögens.
Am Morgen des 13.09.1307, einem Freitag, schickte König Philipp IV. in einer Nacht- und Nebelaktion seine Soldaten in ganz Frankreich aus, um sämtliche Tempelritter, insbesondere dem Großmeister, Jacques de Moley, zu verhaften. Von den ca. 2000 dort lebenden Tempelrittern, wurden ca. 600 gefangen genommen. Keiner von ihnen leistete Widerstand, denn ihre Statuten verboten es, Hand an einen Christen zu legen. Die Verhaftung der Tempelritter war durch Philipp IV, minuziös geplant worden und erfolgte ohne Rücksprache mit dem Papst, unter dessen Gerichtsbarkeit die Templer fielen. Man warf ihnen unteranderem Hochmut, zur Schaustellung von Luxus, Götzenanbetung, Ketzerei, Blasphemie und Sodomie, dem Synonym für Homosexualität, und Konspiration mit den muslimischen Feinden vor. Noch am gleichen Tag ließ Philipp IV. die Anschuldigungen im ganzen Land verbreiten, um den Rückhalt in der Bevölkerung zu schmälern. Diese Propaganda war so geschickt formuliert, dass diese geeignet waren das Ansehen der Tempelritter in der Breite der Gesellschaft zu verunglimpfen. In den Ohren der einfachen Bevölkerung hatte das Wort Ketzerei eine unvorstellbare Wirkung [Anm. ähnlich der heutigen Betitelungen: Nazi, Verschwörungstheoretiker, Impfgegner, Reichsbürger, Straßenkleber, usw.].
Zwei Wochen später protestierte der Papst in einem Schreiben gegen das Vorgehen des Königs. Hierzu antwortete der König zwei Monate später. Die Zeit spielte dem König in die Hände, denn so konnte er von den Tempelrittern durch Folter Geständnisse erpressen. Die meisten Tempelritter, die gefangengenommen wurden, waren nicht die kapferprobten Ritter, sondern überwiegend die Verwalter oder Bewirtschafter der Komtureien. Es war daher wenig verwunderlich, dass sie einer Befragung der Inquisition kaum widerstehen konnten. Sie gestanden alles, was man ihnen zur Last legte. Jacques de Molay gestand bereits am 24.10.1307 die meisten der ihm zur Last gelegten Taten. Es folgten sieben Jahre Kerker und weitere Verhöre. Wer seine unter Folter erwirkten Geständnisse widerrief, wurde als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Der König konfrontierte den Papst mit den mehr als 500 Geständnissen, was den Papst zum Handeln zwang. Im Hinblick darauf wenigstens einen Teil seines Einflusses auf das Geschehen wiederzuerlangen, erließ der Papst Clemens V. im November 1307 in der Bulle Pastoralis praeeminentiae den Befehl zur Verhaftung aller Mitglieder des Tempelritterordens in ganz Europa.
Nach diesem Erlass mussten nunmehr auch die Herrscher der anderen europäischen Länder reagieren. Während in Frankreich der Terror gegen die Templer weiterging, nahmen die Ereignisse in England, Italien und Spanien einen ganz anderen Verlauf. Hier wurden sie entweder ganz in Ruhe gelassen oder man gab ihnen die Möglichkeit unter anderem Namen Unterschlupf zu finden. Erst nach einer erneuten Aufforderung des Papstes kam man seinem Ansinnen allmählich nach, so dass für viele genügend Zeit war zu fliehen. Die Ländereien gingen allerdings nicht an die Kirche, sondern oft an die weltlichen Herrscher.
Zwar ersetzte der Papst Clemens V. am 22.11.1307 den Großinquisitor, um den Prozess nochmals unter seine Kontrolle zu bringen. Dennoch war das Schicksal der Tempelritter, die ihre Geständnisse im Hinblick auf einen faireren Prozess am 24.12.1307 widerriefen, von Anfang an besiegelt.
Philipp IV. setzte den Papst unaufhörlich und immer heftiger mit Verleumdungen und Rufmord unter Druck, so dass letztlich die Untersuchungsausschüsse überwiegend aus königstreuen Priestern bestanden. In Begleitung eines 10.000-Mann starken Herres verkündete Philipp IV. vor Papst Clemens V. den Urteilsspruch der Ständeversammlung, nämlich die Verurteilung der Templer, die Auflösung des Ordens und die Konfiszierung all ihrer Güter durch die französische Krone.
Am 12.08.1308 verkündete Clemens V. in der Bulle Faciens misericordiam die genauen Vergehen, welchen die Templer angeklagt worden waren. Die zweigeteilte Liste umfasste 88 Anklagepunkte gegen die einzelnen Mitgliedern und 127 Anklagepunkten gegen den Orden selbst. Die Untersuchungen gegen die Mitglieder wurden an die Diözesen der einzelnen Provinzen übertragen. Die Untersuchungen gegen den Orden blieb in päpstlicher Hand.
Clemens V. erkannte zwar, dass die Beweislage für eine rechtskräftige Verurteilung gegen den Templerorden nicht ausreichend, dennoch löste er den Templerorden am 22.03.1312 auf und übertrug deren Vermögen auf den Johanniterorden. Für einen Freispruch sah er keine Möglichkeit, insbesondere unter dem Druck Philipps IV.
Bulle Vox in excelso: „Es ist wahr, dass erwähnter Orden nach den gegen ihn geführten Prozess als ein ketzerischer Orden durch einen endgültigen Spruch rechtlich nicht verurteilt werden kann.
In Anbetracht des schlechten Rufs der Temple, des Verdachtes und der Anklagen, die gegen sie bestehen, in Anbetracht der geheimnisvollen Aufnahmeriten, der schlechten und unchristlichen Lebensführung vieler Mitglieder, in Anbetracht des Skandals, der nicht mehr gut zu machen ist, der schrecklichen Untaten einer großen Anzahl der Mitglieder des Ordens, in Anbetracht, dass die römische Kirche andere berühmte Orden wegen geringerer Motive auflöste, so heben wir nicht ohne Bitterkeit und inneren Schmerz, nicht Kraft einer richterlichen Sentenz, sondern aus Fürsorge und durch apostolische Machtvollkommenheit den sogenannten Orden der Templer mit allen seinen Rechten für ewige Zeiten unter Zustimmung des Konzils auf.“ [Zitat: Tempelritter, Compact Verlag München 2008, ISBN 978-3-8174-6608-5, 5466081, S. 102]
Der Templerorden wurde zwar aufgelöst, nicht aber verurteilt.
Jacques de Molay und seine engsten Vertrauten blieben weitere zwei Jahre in Haft. Mitte März 1314 wurden sie kurzfristig zu lebenslanger Haft verurteilt. Hieraufhin widerriefen Jacques de Molay und Gottfried de Charney am Morgen des 18.03.1314 die Geständnisse und beschworen die Unschuld des Templerordens. Noch bevor es zu einer für den kommenden Tag angeordnete Untersuchung kommen konnte, ließ Philipp IV. die beiden Angeschuldigten ohne Wissen des Papstes aus dem Kerker holen, um sie auf dem Scheiterhaufen, wie Ketzer, zu verbrennen.
Der späte Freispruch der Ketzer
Artikel aus DER SPIEGEL vom 19.11.2007, geschrieben von Stefan Ulrich
“Es war eines jener Fanale, an denen die Geschichte des Mittelalters reich ist: An einem Abend im März 1314 brannten auf der Seine-Insel “Ile des Javiaux” in Paris zwei Scheiterhaufen. Jacques de Molay, der letzte Großmeister der Tempelritter, und einer seiner Gefährten wurden als angebliche Ketzer langsam auf einem heißen, rauchlosen Feuer gebraten. Bevor er starb, soll der Großmeister den französischen König Philipp IV. und Papst Clemens V. verflucht haben. Dem zeitgenössischen Chronisten Geoffroy de Paris zufolge rief der oberste Templer: “Möge das Unglück bald diejenigen treffen, die uns zu Unrecht verurteilen. Gott wird unseren Tod rächen.” Tatsächlich starben binnen eines Jahres König und Papst. Damit enden die Fakten, und es beginnen die Legenden.
Der Templerorden wurde in späteren Jahrhunderten zu einer chiffrenartigen Worthülse, in die Dichter, Verschwörungstheoretiker, Mystiker und Scharlatane ihre Fantasien füllten. Gemeinsam ist ihnen die Vorstellung, die mönchischen Ritter hätten als geheimster aller Geheimbünde seit 700 Jahren im Untergrund fortgelebt, um irgendwann die Weltherrschaft zu erringen. Wer besitzt den heiligen Gral? Wer kann Silber in Gold verwandeln? Wer zettelte die französische Revolution an? Und wer kennt die tiefsten Geheimnisse des Universums? Natürlich die ketzerischen Templer. Heute ist die Faszination des Ordens wohl größer denn je. Millionen Menschen in aller Welt begegnen ihm in Hollywood-Filmen wie “Indiana Jones und der letzte Kreuzzug”, in Umberto Ecos Roman “Das Foucaultsche Pendel” und natürlich in Dan Browns Historienschocker “Sakrileg”. Es scheint, als seien die Templer mitten unter uns.
“Die Templer waren keine Ketzer”
Was macht sie so interessant, die Männer mit dem roten Kreuz auf ihren weißen Mänteln? Barbara Frale wiegt den zierlichen Kopf mit den langen, welligen Haaren und überlegt. Dann meint die 37 Jahre alte Historikerin am Geheimarchiv des Vatikans: “Da ist zum einen der Ketzerprozess gegen die Templer, durch den der französische König sie vernichtete.” Dieses Verfahren sei eine einzige Intrige gewesen. “Es gibt noch viele Mysterien dabei aufzuklären, die interessanter sind als die von Dan Brown weil sie wahr sind.” Zum anderen fehlten im Leben vieler heutiger Menschen die großen Ideale. “Umso mehr faszinieren uns die Templer, die bereit waren, für ihre Werte zu sterben.” Die junge Italienerin ist eine der führenden Expertinnen für Legenden und Wahrheiten über die Tempelritter. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet sie daran, die dunkle Geschichte vom Untergang des Ordens aufzuhellen. Bei ihren Forschungen in den Archiven der Päpste entdeckte sie Dokumente, die ein neues Licht auf den verfolgten Militärorden werfen. Die Dottoressa gelangte zu der Überzeugung: “Die Templer waren keine Ketzer. Der Papst selbst, Clemens V., hat ihnen die Absolution erteilt.” Die Mönchsritter wurden demnach, selbst nach den damaligen Rechtsmaßstäben, zu Unrecht als Ketzer gebrandmarkt und als Orden vernichtet. Barbara Frales These erhielt Ende Oktober höchste Weihen. Denn da stellte seine Exzellenz Sergio Pagano, der Präfekt des Vatikanischen Geheimarchivs, im Kirchenstaat ein außergewöhnliches Buch vor: Es enthält neben einer geschichtlichen Einführung durch Frale eine von Vatikan-Wissenschaftlern betreute kritische Ausgabe noch vorhandener historischer päpstlicher Untersuchungsakten über den Templerorden. Beigefügt sind originalgetreue Reproduktionen der wichtigsten Dokumente. Darunter befindet sich das berühmte Pergament von Chinon mit der päpstlichen Absolution der Templer, das Frale vor einigen Jahren im Geheimarchiv entdeckt hatte. 5900 Euro kostet das Werk mit dem Titel “Processus contra Templarios”. Es erscheint in einer Auflage von 799 Stück. Ein weiteres Exemplar soll Papst Benedikt XVI. erhalten. Das Werk dürfte den hohen Preis wert sein und das nicht nur wegen der erlesenen Ledereinbände mit Golddruck und des Papiers aus reiner Baumwolle, das die traditionsreiche Fabrik Amatruda in Amalfi nach antiken Prozeduren hergestellt hat, sondern auch wegen der Reproduktionen der Dokumente. Sie sind dank modernster Verfahren teilweise besser lesbar als die von Bakterienflecken beschädigten Originale. Frale und der Vatikan hoffen nun, dass sich die Forscher mit dieser Edition ein besseres Bild vom wahren Wesen des Templerordens und der Rolle von Papst Clemens bei dessen Zerstörung machen können. Schließlich bilde die Geschichte der Templer noch immer eines der “dunkelsten Kapitel des Mittelalters”, meint Frale.
Die Templer vereinigten Mönchstum und Rittertum
Dabei hatte alles glanzvoll begonnen. Um das Jahr 1119 gründeten französische Ritter in Jerusalem die “Arme Ritterschaft Christi vom Salomonischen Tempel”. Es war die Zeit der Kreuzzüge. Christliche Heere hatten Jerusalem von den Muslimen erobert und im heutigen Nahen Osten Kreuzfahrerstaaten errichtet. Die Templer, die auf dem Tempelberg Quartier bezogen, machten es sich zur Aufgabe, die christlichen Pilger und die lateinischen Staaten in der Region zu schützen. Als erster geistlicher Militärorden vereinigten sie beide großen Ideale der Zeit: Mönchstum und Rittertum. Der heilige Bernhard von Clairvaux soll an ihrer Ordensregel mitgewirkt haben. Die Templer entwickelten sich prächtig und bildeten bald eines der bestorganisierten stehenden Heere der Zeit. Sie galten als ausgesprochen tapfere und aufopferungsvolle Krieger. Für adelige Familien wurde es Prestigesache, einen ihrer Söhne in den Orden zu schicken. Die Mönchsritter erhielten Schenkungen, bewirtschafteten zahlreiche Güter im Abendland und spezialisierten sich auf Geldtransfers in den Orient. So wurden sie zum reichsten und mächtigsten Orden des Mittelalters. Direkt dem Papst unterstellt, bildeten sie eine multinationale Vereinigung, die sich dem Zugriff der entstehenden Nationalstaaten entzog. Der Reichtum, die elitäre Verschwiegenheit, Gerüchte über seltsame Riten und das fast arrogante Selbstbewusstsein der Templer erregten neben größter Bewunderung auch Neid, Misstrauen und Feindschaft.
Die Hexenjagd auf die Templer beginnt
Nach dem Fall der Kreuzfahrerbastionen in Syrien und Palästina in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts verloren die Tempelritter ihren ursprünglichen Daseinszweck. Ihr Untergang nahte in Gestalt Philipps IV., genannt “der Schöne”. Der Monarch war hoch verschuldet, auch bei den Templern. Den Orden zu zerschlagen, erschien ihm lukrativ. So nutzte er die Gerüchte über die Templer, um Gräuelpropaganda zu verbreiten und, unter Einschaltung der Inquisition, eine Hexenjagd zu eröffnen. Am Freitag, dem 13. Oktober 1307, ließ der französische König in einer Überraschungsaktion alle Templer in seinem Herrschaftsbereich verhaften. Die Vorwürfe: Sodomie damit waren damals homosexuelle Handlungen gemeint , Götzendienst und vor allem Ketzerei.
Nach jahrelangen Verhören und schweren Folterungen in Kerkern des Königs “gestanden” manche Templer ihre angebliche Ketzerei. Einige Historiker vergleichen die damaligen Vorgänge mit den stalinistischen Schauprozessen. Papst Clemens V., selbst Franzose und in Avignon unter der Kontrolle Philipps des Schönen residierend, stellte trotz der offensichtlichen Willkürverfahren im Jahr 1312 den Orden ein. Zwei Jahre darauf starb Jacques de Molay, der letzte Großmeister der Templer, den Flammentod.
Die verdächtigen Gebräuche waren militärische Initiationsriten
680 Jahre später beugte sich Barbara Frale im Vatikanischen Geheimarchiv über ein eigentümliches Bündel mit etwa 50 Blättern, das in einem großen Registerband verborgen war. Frale, die in dem uralten Tuffstein-Städtchen Orte im nördlichen Latium aufgewachsen ist und dort bis heute lebt, hatte da gerade das Studium der mittelalterlichen Archäologie hinter sich. Nun ließ sie sich an einer vatikanischen Spezialschule, die dem Geheimarchiv angegliedert ist, im Entziffern alter Dokumente ausbilden. Als sie die Blätterbündel studierte, merkte sie, dass sie private Aufzeichnungen mehrerer Kardinäle für Clemens V. zum Templerprozess in den Händen hielt. Auf den eng beschriebenen, mit vielen Korrekturen und Anmerkungen versehenen Bögen setzten sich die Kirchenfürsten mit den seltsamen Ritualen des Ordens auseinander und erörterten den Vorwurf der Ketzerei. “Von da an”, sagt Frale, “zog mich das Schicksal der Templer in seinen Bann.”
Die junge Frau promovierte in den folgenden Jahren an der Universität Venedig über den Orden und ergründete dessen Rituale. “Dabei half mir, dass mein Vater Offizier war und viel mit Rekruten zu tun hatte”, erzählt Frale. So erkannte sie: Die verdächtigen Gebräuche der Templer waren militärische Initiationsriten. “Für die Tempelritter war dieser grausame und gewalttätige Ritus überlebensnotwendig”, sagt sie. Denn sie mussten prüfen, ob ein junger Adeliger dem Kampf in vorderster Front gegen die muslimischen Heere gewachsen war. So spielten sie nach, was einem gefangenen Templer in den Kerkern der Sarazenen drohte: “Die Neulinge mussten Christus verleumden und das Kreuz bespucken.”
Zudem mussten die Novizen den Bauchnabel oder das Gesäß eines Vorgesetzten küssen, was den Tempelrittern prompt den Vorwurf der Sodomie einbrachte. “Tatsächlich ging es aber darum, seine totale Hingabe an den Orden zu beweisen”, meint die Forscherin. Auch sollte wohl manchem stolzen jungen Adeligen so erst einmal der Hochmut ausgetrieben werden. An einem weiteren mysteriösen Ritual des Ordens rätselt Barbara Frale noch heute. Dabei wurden Kordeln, mit denen die Templer sich gürteten, an einem streng geheimen und gut bewachten Bildnis geweiht. Gegner der Ordensritter behaupteten seinerzeit, es handle sich um einen Götzen, womöglich gar um den Teufel. Frale vermutet dagegen: “Es war ein ganz besonderes Abbild Christi, das womöglich mit dem Schweißtuch von Turin zu tun hatte. Aber dafür habe ich noch keine Beweise.”
Nach der Promotion bekam Frale eine Anstellung im Vatikanischen Geheimarchiv. Nun konnte sie sich daran machen, nach verborgenen Schätzen in den kilometerlangen Regalen mit Millionen alter Dokumente zu suchen. Und sie wurde fündig. Im Jahr 2001 entdeckte sie ein bislang übersehenes, 70 mal 58 Zentimeter großes Pergament, das ursprünglich mit drei Kardinalssiegeln versehen war. “Ich merkte sofort, dass dies ein sehr wichtiges Dokument sein musste”, erzählt Frale. Als sie es zu lesen begann, stockte ihr der Atem: Das Pergament enthielt die Erkenntnisse dreier dem Papst besonders nahestehender Kardinäle über die Templer. Die drei Kirchenfürsten hatten den Großmeister des Ordens und andere Würdenträger im Auftrag Clemens V. im königlichen Kerker der Burg Chinon an der Loire besucht und verhört. Ihre Ergebnisse brachten den Pontifex zu dem Schluss: Zwar praktizierten die Templer völlig ausgeartete, zum Teil blasphemische Rituale und Soldatenbräuche Ketzer aber waren sie nicht.
Der Papst wollte den Templerorden nicht auflösen
In dem Pergament von Chinon, wie es nun genannt wird, erteilen die drei Kardinäle im Namen und mit der Autorität des Papsts dem Ordensgeneral Jacques de Molay und den anderen Ordensoberen daher ausdrücklich die Absolution. Sinngemäß übersetzt heißt es in dem Dokument, das nun als Faksimile dem Buch “Processus contra Templarios” beigefügt ist, die Templer hätten für ihre Schandtaten demütig von der Kirche Vergebung und Absolution erbeten. “Daher ordnen wir an, dass sie losgesprochen und in die Gemeinschaft der Kirche wieder aufgenommen werden, und dass sie wieder zur Kommunion der Gläubigen und zu den kirchlichen Sakramenten zugelassen werden.”
Für Barbara Frale war das Pergament ein geradezu “revolutionärer” Fund. “Denn bislang glaubten die Forscher, dass Clemens die Ketzereivorwürfe des französischen Königs gegen die Templer letztlich unterstützt habe. Nun aber hatte ich ein Dokument vor Augen, das bewies, dass der Papst gegen diese Anschuldigungen war.”
Mit dem Spruch des Pontifex auf dem Pergament von Chinon war der Vernichtungskampagne Philipps des Schönen der Boden entzogen. “Clemens wollte eine harte Züchtigung des Ordens, aber nicht dessen Auflösung”, sagt Frale. Nur: Das Dokument wurde vom Papst nicht veröffentlicht. Denn Clemens V. war zu schwach, um seinen Plan durchzusetzen, den Orden zu reinigen und zu erhalten. Der französische König drohte mit Kirchenspaltung. So wurden die Tempelritter zu Bauernopfern. Immerhin ließ der Pontifex ein Hintertürchen offen: In seiner Bulle “Vox in excelso” vom 22. März 1312 verurteilte er den Orden nicht und löste ihn auch nicht auf. Er suspendierte ihn nur.
“Ohne den König von Frankreich wäre der Templerorden reformiert worden und würde womöglich, wie der Malteserorden, noch heute existieren”, sagt Barbara Frale. Tatsächlich aber sei er untergegangen. All die Legenden von einem Weiterleben im Untergrund wischt sie vom Tisch. “Als Historikerin sage ich dazu: Wenn ich keine Dokumente habe, existiert das alles für mich nicht.” Und was sagt sie als Privatfrau? Die Dottoressa lacht: “Da existiert es für mich auch nicht. Ein Papst hat den Templerorden suspendiert, und nur ein Papst kann diese Entscheidung wieder aufheben.” Wäre es dafür, nach ihren Dokumentenfunden, nicht an der Zeit? Barbara Frale zuckt die Achseln, streckt die Arme von sich und sagt: “Da müssen Sie schon Benedikt XVI. fragen.””
Quelle: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/templer-der-spaete-freispruch-der-ketzer-a-517509.html, DER SPIEGEL, 19.11.2007, geschrieben von Stefan Ulrich abgerufen am 10.12.2022
Die Geschichte des zweiten Ordens
In Anlehnung an den ursprünglichen um etwa 1119 n.Chr. gegründeten und am 22.03.1312 durch Papst Clemens V suspendierten Orden der armen Ritter Christi und des Tempels von Salomon zu Jerusalem (Templerorden) wurde der zweite Orden der Tempelritter am 23.09.2022 im Zeitpunkt der Herbstäquinoktium gegründet.

Der zweite Orden stellt weder die Reaktivierung noch die Fortführung des damaligen Templerordens, sondern einen neuen, reformierten und modernisierten Orden dar. Dieser orientiert sich zwar im Kern am “ersten” Templerorden, was sich durch einen gewissen Teil der Ordensstruktur, aber auch ganz banal durch die Weiterführung des Wappens erkennen lässt, hingegen verfolgt er andere Ziele.
Die jährliche Gründungsfeier des Ordens findet am ersten Samstag, der auf das Herbstäquinoktium folgt, statt.
Im ersten Jahr nach der Ordensgründung leistete die ersten Mitglieder zusammen ca. 600 Stunden gemeinnützige Arbeit. Hierzu rechneten die Zeiten zum Herstellen von Nisthäuschen und Fledermaushöhlen, Errichtung von Bienentränken und Futterhäuschen für Eichhörnchen, Pflanzen von Blumenwiesen, Müllsammelaktionen im Stadtbereich, Anpflanzen von „alten“ Gemüsesorten“, Teichpflege, usw.
Weiterhin war es möglich durch generierte Einnahmen durch das Sammeln von Leergut eine Spende in Höhe des Pfanderlöses an einen wohltätigen Verein zu leisten.
Bereits im zweiten Jahr nach der Gründung kam das Bedürfnis nach einem soliden Fundament für den Orden auf. Bis zu diesem Zeitpunkt bestand der Orden als „rechtsfreies“ Konstrukt, das die erste Ordensstatute zur Grundlage hatte. Weder das deutsche, das europäische noch ein sonstiges internationales Recht war mit der Struktur des Ordens vereinbar. Insbesondere da sämtliche nationalen Gesetze für Vereine, Stiftungen, usw., keine Internationalität, also keine internationale Gesellschaften mit Rechten, kennt und dafür auch nicht geeignet war. Hier die ersten Ordensstatuten:
Anstatt den Orden an die bestehenden Systeme anzupassen, führte die Suche zu einer Grundlage, die sich dem Orden anpasst. Dank eines glücklichen Zufalls ergab ein Gespräch mit einem Freigeist einen neuen Lösungsansatz, nämlich die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft.